Textsammlung

Verschiedene Texte die uns bewegen in Erinnerung an Doris Hubach

 


 

Aus:   Das Gebet des Geistes

„Lass mich durch meinen inneren Führer,

meinen Gott, meine Ruhe finden dadurch,

dass ich aus meiner Unruhe heraus in

deine Ruhe (hin-) eingehe.

Lass mich meinen Frieden in deinem

Frieden,

meine Stärke in deiner Kraft, meine

Seligkeit in deiner Herrlichkeit finden.

Lass mein ganzes Sein in dir aufgehen, wie

Der Funke in der Flamme zum Licht

wird, damit mein Selbstwahn verschwinde

und deine Weisheit werde zu meiner

Erkenntnis. Deine Liebe werde meine

Liebe, du selbst in mir Alles, und ich Alles

In dir sei – und im Unendlichen mich als

dich und dich als mich erkenne.“

 

Diesen Text fand ich auf Doris’ Schreibtisch. Als Autor war Rudolf Steiner angegeben.

Das Rudolf Steiner Archiv teilte mir mit, dass sich dieser Text nicht in ihren Ablagen befinde. Eine Internetrecherche ergab, dass diese Zeilen aus der Zeitschrift „Lotusblüten“ stammen.

Die „Lotusblüten“ war „ein monatlich erscheinendes Journal mit Originalartikeln und ausgewählten Übersetzungen aus der orientalischen Literatur in Bezug auf die Grundlage der Religionen des Ostens und der Theosophie“, herausgegeben von Franz Hartmann.

 

Im Jahresband 1894, II. Semester, auf der Seite 616 sind diese Worte abgedruckt.

Es handelt sich um eine Antwort auf eine Frage an die Redaktion in der Rubrik Briefkasten; diese stammt offensichtlich von Franz Hartmann selbst:

 

http://www.iapsop.com/archive/materials/lotusbluten/lotusbluten_v4_1894.pdf

 


 

Aus: Das Stundenbuch

Das Buch vom mönchischen Leben

 

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,

die sich über die Dinge zieh’n.

Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,

aber versuchen will ich ihn.

 

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,

und ich kreise jahrtausendelang,

und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm

oder ein großer Gesang.

 

Rainer Maria Rilke

Gedicht geschrieben: 1899

1875-1926

(Gesungen von Angelica Schaffer)

 


 

An Die Musik

 

Du holde Kunst, in wieviel grauen Stunden,

Wo mich des Lebens wilder Kreis umstrickt,

Hast du mein Herz zu warmer Lieb entzunden,

Hast mich in eine beßre Welt entrückt!

 

Oft hat ein Seufzer, deiner Harf‘ entflossen,

Ein süßer, heiliger Akkord von dir

Den Himmel beßrer Zeiten mir erschlossen,

Du holde Kunst, ich danke dir dafür!

 

Franz Schober, 1798-1882

Doris hatte ja Harfe gespielt, und sicherlich oft darin Trost gefunden!

(Gesprochen von Angelica Schaffer)

 


 

Für Doris

 

Jeder Mensch geht seinen eigenen Weg,

Auch wenn wir begleitend zur Seite steh’n-

Wir Lieben und Hoffen, ersehnen mit Bangen,

Erfreuen uns jeglichen frohen Erlangens.

 

Doch das Leben treibt Jeden durch Dies und Das,

Mag die Seele auch suchen im Übermaß-

So führt zur Erlösung nur das wachende ich,

Wenn es erkennen will im wahren Licht,

Zu unterscheiden vermag im Kräfteringen,

Von Gut und Böse, dann darf es gelingen

Zu lernen durch alle Erdenstufen

Wonach wir bangend, Hoffen, Suchen.

 

Und kein Leben ist vergebens,

Mühen wir uns ernsten Strebens;

Wenn wir liebend bezwingen des Dunklen Gesicht,

Demütig tragen die Liebe ins Licht-

So werden wir frei sein von allen Zwängen,

Dürfen dankbar erkennen, nach langem Drängen,

Wozu die Erde uns geschenkt,

Wohin die Geister uns gelenkt.

 

Dann schauen wir segnend zur Erde nieder,

Können anderen helfen, durch Liebeslieder!

 

Angelica Schaffer

In den Morgenstunden vom 1. Juli, 2016

 

Für Doris im Angedenken,

für ihr unendliches Bemühen und Hingabe an die Sprache,

den unendlichen Segen,

den sie liebend an so viele geschenkt.

 


 

Wenn du gehst

Wenn du gehst, ist es Zeit

Niemand und ich sind bereit

Der Schmerz und das Herz schreit:

Warum bist du so weit?

Diese Frage steht im Raum.

Lehne dich an einen Baum.

Das ist besser als das Grübeln

oder etwas zu verübeln.

Er gibt Mut und Halt und Kraft.

Er, der Baum, Vertrauen schafft.

Er, der Schöpfer dieses Baumes,

schafft Durchlichtung dieses Raumes.

Las es rein, das Gotteslicht,

trage offen dein Gesicht.

Er wird geben eine Antwort

Und dich führen an den Ort.

29.06.16 Matthias Back